Hand auf’s Herz: Jede und jeder von uns hat in seinem Leben mal eine Zeit gehabt, in der sie oder er wie ein Topmodel im Stile von Gisele Bündchen oder Adriana Lima oder wie ein Superkerl à la Brad Pitt aussehen wollte. Ich selber gebe es zu. Anfang Zwanzig ging es bei mir ständig ums Gewicht und das Aussehen und ich durfte sogar ein paar Fotosessions mit Profifotografen machen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass das für mich nichts ist. Heute – mit 47 Jahren auf dem Buckel – fühle ich mich dünn nicht mehr wohl. Und wenn sich Menschen vorwiegend über Äusserlichkeiten definieren, sehe ich das sehr kritisch. Die Gefahr in eine Essstörung abzugleiten ist gross. Man beachte dabei, dass stark untergewichtige wie auch stark übergewichtige Menschen meistens an einer Essstörung leiden. Gerade Magersucht entsteht oft aus einer extremen Definition über das Aussehen. Wie wunderschöne Topmodels sehen diese Menschen schlussendlich aber nie aus. Andererseits ist es aber auch eine Tatsache, dass schlanke Menschen tendenziell gesünder sind als zu mollige. Übergewicht birgt viele Gefahren. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Probleme mit den Gelenken sind nur ein paar Beispiele.
Schlanksein geht auch gesund
Schlank (nicht untergewichtig!) und top geformt zu sein, geht aber tatsächlich auch in gesund und ohne nur an Salatblättern zu knabbern. Jede und jeder kann dauerhaft seine Wunsch- und Wohlfühlfigur erreichen ohne hungern zu müssen. Was es braucht ist eine langsame, auf die Person und deren Lebensweise abgestimmte Ernährungsumstellung, genügend Bewegung und die richtige Einstellung. Entscheidend ist immer, sich ausgewogen, vitamin- und mineralstoffreich zu ernähren und nur so viele Kalorien zu sich zu nehmen, wie man auch verbraucht. Wer mehr Sport treibt, verbraucht viele Kalorien, wer sich kaum bewegt, muss sich beim Essen einschränken. Besonders wichtig ist aber auch, eine Ernährungsform zu wählen, die zur Lebensweise und zum Umfeld passt.
Rohkost im hohen Norden?
Eigentlich ist es einleuchtend, dass auf die Lebensweise Rücksicht genommen werden sollte. Denn wer in einem mehrheitlich kalten Land 100 Prozent Rohkost praktizieren will, bekommt genau so Probleme wie jemand die oder der in den Tropen eine kohlehydratreiche Ernährung mit vorwiegend gekochten Mahlzeiten wie Spaghetti oder Kartoffelgratins umsetzen möchte. Ebenso bringt es wenig, wenn eine Managerin die mehrmals pro Woche schon morgens mit Geschäftspartnern frühstücken und mittags und abends an Businessessen teilnehmen muss, intermittierendes Fasten durchziehen will. Bevor man sich daran macht, seine Wunschfigur zu erreichen, sollte man sich folgende Fragen stellen:
In welchen klimatischen Verhältnissen lebe ich mehrheitlich?
Wer mehrheitlich in sehr warmen oder sogar tropischen Gefilden lebt, hat es tendenziell einfacher, seine Wunschfigur zu erreichen oder zu halten. Denn in diesen Klimazonen hat man automatisch mehr Lust auf kalte Nahrung und kann relativ problemlos einen sehr hohen Rohkostanteil praktizieren, was die einfachste Form für eine nähr- und vitalstoffreiche Ernährung ist. Wer jedoch in nördlichen Breitengraden lebt, fühlt sich vor allem in der kalten Jahreszeit mit deftigen Mahlzeiten wohler. Da gilt es, eine ideale Mischung aus einem möglichst hohen Rohkostanteil und gesunden, eher fettarmen und möglichst kurz gekochten warmen Gerichten zu finden.
Wie sieht mein Tagesablauf – und wenn vorhanden – der meiner Familie aus?
Wer im Zusammenhang mit den Mahlzeiten Verpflichtungen wie Businessessen oder Familientisch hat, hat es bei der Umstellung auf eine individuelle Ernährung klar schwerer, als jemand der essen kann, wann, wo und wie er will. Hier gilt es im Falle von arbeitsbedingten Essverpflichtungen zu versuchen, diese anzahlmässig tief zu halten oder zu organisieren, dass man bestellen kann, was man will und sich nicht nach vorbestellten Menüs richten muss. Innerhalb der Familie macht es Sinn, gemeinsam eine Form zu finden, die sowohl kindgerecht wie auch den Bedürfnissen der Erwachsenen angepasst ist. Bei der Beratung von Familien plädiere ich immer darauf, dass man von der veralteten Gewohnheit «alle essen das Gleiche» wegkommt, den die Bedürfnisse von Kindern sind andere als die von Erwachsenen. Und ein bewegungsfreudiges Kind verträgt kalorienreichere Mahlzeiten als ein Sportmuffel. Genau so benötigt eine Familienfrau die ständig in Bewegung ist ein anderes Nährstoffprofil als ein Mann, der mit dem Auto zur Arbeit fährt, den ganzen Tag im Büro sitzt und nur einmal pro Woche eine halbe Stunde Sport treibt.
Auf welche gesundheitlichen Gegebenheiten muss ich achten?
Bei der Suche nach der idealen individuellen Ernährungsform müssen natürlich auch immer Unverträglichkeiten und Allergien miteinbezogen werden. Auch benötigte Medikamente bestimmen manchmal bei der Ernährung mit. Wer beispielsweise morgens Medikamente einnehmen muss, sollte auch frühstücken, intermittierendes Fasten – als Beispiel – empfiehlt sich auch in diesem Fall eher nicht.
Was ist mein Ziel und in welchem Zeitraum?
Wichtig ist, sich Ziele zu setzen. Damit meine ich aber nicht so unsinnige wie in drei Monaten 20 Kilo abnehmen oder sich in wenigen Wochen ein Sixpack anzutrainieren. Empfehlenswert ist, ein Endziel zu haben, zum Beispiel in einem Jahr zwei Kleidergrössen abzunehmen oder in einem Jahr einen Marathon laufen zu können oder im Falle eines gesundheitlichen Problems symptomfrei zu werden und die Medikamente reduzieren oder sogar absetzen zu können. Und dieses Endziel bricht man dann auf kleine – möglichst einfach erreichbare – monatliche Teilziele herunter.
In einem zweiten Beitrag werde ich demnächst dieses Thema unter dem Titel «Essen so viel man will» weiter vertiefen und darin auf verschiedene Ernährungsformen und die Zusammensetzung von kalorienarmen aber nährstoffreichen Mahlzeiten eingehen.
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