Egal ob es um gesunde Ernährung, das Ändern der Lebensart, die Wahl der Therapieform bei Krankheiten oder jedes andere Thema des Lebens geht: Druck und Zwang sind der Tod für jedes Vorhaben. In unserer Gesellschaft sind aber Druck und Zwang allgegenwärtig und so ist es nicht verwunderlich, dass die meisten von uns die Angewohnheit entwickelt haben, nicht nur mit Druck und Zwang von aussen zu leben und in einigen Fällen daran zu zerbrechen, sondern sich selber ständig unter Druck zu setzen. Gerade bei einer Ernährungsumstellung, beim Wunsch abzunehmen oder beim Versuch, die Gesundheit zu verbessern, geht gar nichts, wenn wir uns unter Druck setzen lassen oder wenn wir uns selber zu etwas zwingen, was uns überfordert.
Schon Neugeborene werden unter Druck gesetzt
Tatsache ist allerdings, dass die meisten von uns ein Leben ohne Druck und Zwang gar nicht kennen. Für uns ist es normal, Grenzen gesetzt zu bekommen, bewertet und geprüft zu werden, Vorgaben einzuhalten und Dinge zu tun, obwohl sie uns nicht entsprechen und sich alles in uns dagegen sträubt. Trotzdem wehren wir uns nicht, denn wir haben gelernt, dass wir nur geliebt, geachtet, gelobt und akzeptiert werden, wenn wir tun, was von uns erwartet wird. Selbst wenn wir uns dabei verleugnen und es zulassen, dass unsere Begeisterung, unsere Talente, unsere Bedürfnisse und unsere Wünsche verschüttet werden.
In den meisten Fällen spüren wir unbewusst den ersten Druck von aussen bereits als Neugeborene. Kaum sind wir auf der Welt, signalisieren uns unsere Eltern, dass sie sich freuen, wenn wir viele Stunden am Stück schlafen, aber gereizt werden und überfordert sind, wenn wir uns jede Stunde melden oder keinen Tag-Nacht-Rhythmus einhalten. Das Kind merkt sehr schnell, dass es mehr geliebt wird, wenn es sich möglichst ruhig verhält, nur dann aktiv wird, wenn auch die Eltern aktiv sind und wenn es nur weint, wenn es ihm wirklich extrem schlecht geht. Natürlich sind sich die Eltern und Betreuungspersonen nicht bewusst, dass sie dem Kind signalisieren, es soll die eigenen Bedürfnisse unterdrücken, um zu gefallen und um geliebt zu werden.
Erziehung und Bildung basieren auf Zwang
Sobald das Kind beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen, beginnt der Druck beziehungsweise die Erziehung in Sachen Ernährung. Dabei geht es immer darum, dem Kind das aufzuzwingen, was in der Familie als gesund, als normal oder als richtig gilt. Natürlich wollen Eltern und andere Bezugspersonen nur das Beste für das Kind und tun das, was sie für das Beste halten. Doch leider entspricht das, was der Grossteil der Gesellschaft für normal oder das Beste hält, in den wenigsten Fällen der natürlichen Entwicklung und Entfaltung der Kinder. Gerade bei der Ernährung soll man die Kinder logischerweise nicht einfach essen lassen was sie wollen. Es geht darum, ihnen vorzuleben, was man als gesund und richtig erachtet, ohne das Kind zu etwas zu zwingen. Wenn auf dem Tisch Gemüse, Hülsenfrüchte, eine Sauce und Reis stehen und das Kind nur Reis mit Sauce essen will, bringt es nichts, es dazu zu zwingen, Gemüse und Bohnen zu essen. Aber es macht Sinn, selber den Teller möglichst ausgewogen zu füllen, denn viele Kinder imitieren ihre Referenzpersonen und machen Schritt für Schritt nach, was diese tun. Ein guter Weg ist es auch, das Kind immer wieder zu fragen, möchtest du vom Gemüse probieren? Irgend wann wird es neugierig und möchte probieren, was Mama und Papa in grossen Mengen essen. Das gleiche gilt auch, wenn das Kind zum Beispiel mit den Händen isst und das Besteck nicht anrührt. Dann zu verlangen, dass es mit dem Löffel essen muss, ist Zwang. Das Kind regelmässig zu fragen, ob es mal versuchen wolle, mit dem Löffel zu essen, ist der richtige Weg. Vielleicht sagt es ein paar Mal nein, doch irgendwann möchte es das Besteck ausprobieren.
Ich könnte noch seitenweise darüber berichten, wie wir alle zu so genannten ungesehenen Kindern wurden, weil wir unnötigerweise in unserer natürlichen Entwicklung gebremst und zu unsinnigen Dingen gezwungen wurden. Wir durften nicht schlafen bis wir richtig ausgeruht waren, sondern wurden geweckt, weil wir in die Schule mussten. Wir durften nur wenige Stunden spielen, weil wir Schulstoff lernen mussten. Dabei ist spielen das natürliche Lernen. Aber uns wurde beigebracht, dass spielen unwichtig und lernen wichtig ist. Dass schlafen wichtig, die Schule aber wichtiger ist. Und dass Pflicht ist, was unsere Referenzpersonen als richtig für uns einstufen. So sind wir zu Menschen geworden, für die es normal ist, unter Druck zu stehen oder zu Dingen gezwungen zu werden. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet das Thema auf der Webseite von André Stern. Ich hatte das Glück, ihn persönlich zu treffen, was für mich so etwas wie die Offenbarung meines Lebens war. Durch seine Antworten auf meine Fragen und auf die Fragen anderer in der Runde, habe ich meine Vergangenheit verstanden und begriffen, dass Druck und Zwang – von aussen, aber auch von mir selber gemacht – der Ursprung all meiner Probleme und all meiner gescheiterten Vorhaben sind und waren.
Freiheit überfordert uns
Viele Vorhaben wie Ernährungsumstellungen, Heilfasten, das Führen wundervoller Beziehungen oder das Erreichen von Zielen jeder Art scheitern, weil wir es nicht mit Begeisterung angehen sondern glauben, dass wir Druck brauchen um erfolgreich zu sein. Wir auferlegen uns rigorose Ernährungsumstellungen wie 100 Prozent Rohkost, wochenlanges Saftfasten oder 10 Kilo in einem Monat abzunehmen, obwohl es uns nicht entspricht oder sogar total überfordert. Wieso soll sich ein notorischer Gfrörli in unseren Breitengraden mit 100 Prozent Rohkost abmühen? Wieso Saftfasten, wenn einem Smoothie- oder Suppenfasten viel leichter fällt? Und wieso nicht langsam und ohne Druck durch eine langfristige Ernährungsumstellung abnehmen als mit einer dreissigtägigen Crashkur? Weil uns von klein auf gelehrt wurde, dass Erfolg nur wertvoll ist, wenn wir uns abmühen, wenn der Weg unangenehm ist und wenn wir schwierige Prüfungen – in jedem Sinne – meistern. Wir haben verlernt beziehungsweise gar nie erfahren, persönliche Freiheit zu leben und zu geniessen. Wenn wir nicht von aussen unter Druck gesetzt werden, tun wir es selber, weil wir nie erlebt haben, dass das Leben einfach sein darf, dass wir frei entscheiden dürfen, was wir tun wollen und was nicht und dass das Vorgehen das uns begeistert und leicht fällt, das Beste ist und nicht das, dass uns am meisten fordert und am meisten abverlangt.
Erreiche deine Ziele und hab Spass dabei!
Darum rate ich dir, nur die Dinge im Leben – bei den Themen Ernährung und Gesundheit im Speziellen – anzugehen, die du wirklich aus ganzem Herzen und mit Begeisterung angehen willst. Denn wenn du aus persönlicher Überzeugung und Begeisterung und ganz ohne Druck und Zwang daran gehst, fallen dir Ernährungsumstellung, Fastenkuren, mehr Bewegung oder auch private und berufliche Erfolge leicht und machen Spass. Wer nur abnimmt, weil es der Arzt verordnet oder der Partner es wünscht, die oder der wird nicht langfristig abnehmen sondern immer wieder durch emotionales Essen zunehmen. Wer Rohköstler wird, weil sie oder er sich selber unter Druck setzt und glaubt, man könne nur mit 100 Prozent Rohkost gesund und fit sein, wird schlussendlich sogar kränker sein, als Menschen, die mit grosser Begeisterung durchs Leben gehen, aber gar nicht bewusst auf die Gesundheit achten.
Finde in allen Bereichen des Seins deine persönliche Überzeugung. Informiere dich, lass dich beraten und inspirieren, aber nimm nur das in Angriff, was dich im Herzen anspricht und begeistert. Glaub mir, wenn du dich von Druck und Zwängen löst, kann sogar das Überwinden einer schweren Krankheit oder eine radikale Lebensumstellung zur grossen Freude werden.
Mach dich voll Begeisterung auf den gewählten Weg und hab den Spass deines Lebens!
Buchempfehlung zum Thema:
Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben von André Stern