Über mich

Ich und mein Weg

Meine Biografie aus gesundheitlicher Sicht – besser gesagt, aus seelisch, geistiger und körperlicher Sicht – ist eine lange Geschichte. Viele von euch werden keine Lust haben, sie zu Ende zu lesen. Dafür habe ich Verständnis. Die, die es tun, können vielleicht für ihr eigenes Leben etwas daraus mitnehmen.

Wie die meisten meiner Altersgruppe bin ich mit einer Allesesserernährung aufgewachsen. Meine Eltern waren Jahrgang 1927 und 1928 und haben den zweiten Weltkrieg erlebt. Zwar war die Kriegszeit in der Schweiz weit weniger entbehrungsreich als in Deutschland, doch auch hier waren die Lebensmittel eingeschränkt und Luxusgüter für Familien mit kleinem Einkommen unerschwinglich. Dementsprechend musste vor allem meine Mutter, die auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen ist, auf vieles verzichten.

In meiner Kinheit an der Tagesordnung: Kotelett abnagen und Fanta trinken.

In meiner Kinheit an der Tagesordnung: Kotelett abnagen und Fanta trinken.

Umso mehr wurden später die «modernen» – sprich stark verarbeiteten – Nahrungsmittel gegessen. Industriezucker, Weizenweissmehl, gehärtete Fette, Milchprodukte und Fleisch kamen täglich auf den Tisch. Wie ungesund diese Dinge sind, war damals den wenigsten bewusst. So liebte auch ich Backwaren aller Art, Nudeln, Pommes, Chips, Pizza, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Süsskram. Früchte ass ich ein paar wenige Sorten, beim Grünzeug nur Kopfsalat, Gemüse verweigerte ich ziemlich konsequent. Ich mache meinen Eltern keinen Vorwurf, sie wussten es nicht besser. Doch Fakt ist: Ich habe mich als Kind und Teenie unterirdisch ernährt.

Kinderkrankheiten und mehr

Als Kind habe ich ein paar Kinderkrankheiten und jährlich die üblichen Erkältungen und Grippen durchgemacht. Als junge Frau hatte ich Menstruationsbeschwerden die mit Schmerzmitteln weggedrückt wurden, oft Halsschmerzen und eine verschnupfte Nase. Mit 19 hatte ich sogar eine Gürtelrose, die mit Cortison behandelt wurde. Eine Gürtelrose mit 19 sollte nicht sein. Darauf hat mich damals aber niemand aufmerksam gemacht, weder der Arzt noch sonst wer. Und ein Girlie hat andere Wichtigkeiten als sich über die Gesundheit Gedanken zu machen.

Zur gleichen Zeit bekam ich immer öfters Blasenentzündungen die mit Antibiotika behandelt wurden. Unter anderem, als ich gerade mit dem Circus Knie am Weltweihnachtscircus im Amsterdamer Theater Carré gearbeitet habe. Im Ausland – neben ausgefüllten Arbeitstagen – krank zu sein und Antibiotika organisieren zu müssen, war nicht spassig. Mir wurde bewusst, dass ich etwas ändern musste. Diese ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen wollte ich an der Wurzel packen.

Vegetarisch – was damals in den meisten Fällen fleischlos aber mit Fisch bedeutete

So bin ich mit knapp Zwanzig auf eine Reportage gestossen, die aussagte, dass bei vielen Frauen die häufigen Blasenentzündungen damit zu tun haben, dass zuviel Fleisch der Niere schadet, vor allem wenn gleichzeitig zu wenig getrunken wird. Das passte wie die Faust aufs Auge. Zu der Zeit habe ich immer noch kaum Gemüse, dafür viel Fleisch und Wurst gegessen. Anstelle von Wasser trank ich hauptsächlich Cola light – schon am Morgen früh – und ab und zu einen Tee wenn mir kalt war. Dank diesem Artikel habe ich mich entschieden, fleischlos zu essen. Allerdings habe ich mir mit der Umstellung lange Zeit gelassen und zuerst nur rotes Fleisch gemieden, später alle Sorten ausser Geflügel. Nach drei Jahren habe ich auch Geflügel sein lassen, aber Fisch blieb auf meinem Speiseplan. Von meinem heutigen Standpunkt aus gesehen, war diese Ernährungsumstellung klein. Trotzdem hatte ich über 20 Jahre lang, bis ins Jahr 2014, nie mehr eine Blasenentzündung.

Durch die Umstellung auf fleischlose Ernährung blieben die Blasenentzündungen aus, Erkältungen und Halsbeschwerden wurden seltener und ich war überzeugt gesund zu sein. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, weil ich mich automatisch mehr mit gesunder Lebensweise beschäftigte, endlich Gemüse in meinen Speiseplan integrierte, Softdrinks reduzierte und stattdessen mehr Tee und Wasser trank. Suchtmittel und Kaffee waren bei mir nie ein Thema. Nur Alkohol trank ich öfters. Auf Medikamente verzichtete ich weitgehend, kleine Wehwehchen behandelte ich mit Naturheilmitteln. Ich war überzeugt, dass ich sehr gesund lebte, zumal in den Neunzigerjahren noch kaum von ganzheitlicher Gesundheit, veganer Ernährung usw. geredet wurde. Meine – gegenüber der Norm – verbesserte Lebensweise wurde sogar als relativ krass angesehen. Ich wähnte mich in Sicherheit, dabei stopfte ich mir mit Milchprodukten, Süssigkeiten, Backwaren, Weizenprodukten, Frittiertem, stark verarbeiteten Sachen wie Chips, Tiefkühlpizza usw. (diese Listen werden endlos, wenn man mit ihnen beginnt…) noch immer «Abfallessen» ohne Ende rein. Doch ich fühlte mich sehr gesund. Dies aber nur, weil ich noch gar nicht wusste, wie sich richtig gesund und leistungsfähig anfühlt.

Eine schwierige Biographie

An dieser Stelle meiner Geschichte, muss ich etwas ausholen. Bis hier hin habe ich nur meine gesundheitliche und meine ernährungstechnische Biographie erzählt. Weit tiefgreifender waren aber die Geschehnisse die Geist und Seele betrafen. Meine Mutter war schon vor meiner Geburt psychisch angeschlagen und blieb es bis an ihr Lebensende. Mein Vater starb, als ich knapp elf Jahre alt war, an Krebs. Hier auch diese beiden Geschichten zu erzählen, ginge zu weit. Doch soweit ich mich zurück erinnern kann, ging es in unserer Familie immer um meine Mutter und ihren labilen Gesundheitszustand. Alles drehte sich darum, ihr das Leben zu erleichtern, depressive Schübe zu verhindern oder wenigstens in Grenzen zu halten. Einfach nur Kind sein und glücklich und angstfrei in den Tag hinein leben, habe ich nie gekannt. Ich übernahm von klein auf in gewisser Weise Verantwortung, weil ich es als Kind so verstanden habe, dass es meiner Mutter gut ging, wenn ich mich richtig verhielt und es ihr schlecht ging, wenn ich Fehler machte. Als Kind bezieht man alles auf sich selber und kann solche Situationen nicht realistisch einschätzen. Zudem wurden mir die Gründe der Krankheit meiner Mutter nie erklärt. Meine zehn Jahre ältere Schwester war von unserer familiären Situation natürlich genauso betroffen, wie auch andere Verwandte und Freunde der Familie. Ihre Geschichten sollen jedoch ihre bleiben und gehören nicht hier her. Ich erzähle hier nur aus meiner persönlichen Perspektive.

Gibt es eine Art latentes Burnout über Jahrzehnte?

Zwar schaffte ich es trotz der familiären Probleme, zwischen meinem 20. und 40. Lebensjahr mein eigenes Leben zu leben, meine Persönlichkeit zu entfalten, Beziehungen zu führen, Hobbys zu pflegen und mich beruflich selbständig zu machen. Doch es war immer eine Art Doppelleben, denn ich habe mich ohne Unterbruch ständig um meine Mutter gekümmert, mich weitgehend aufgeopfert. Zwar habe ich mich intensiv mit depressiven Erkrankungen befasst und auch immer wieder Rat gesucht. Immer wurde mir erklärt, ich müsse mich distanzieren, mich mehr um mich selber kümmern. Doch wie macht man das, wenn niemand anders in die Lücke springt, die durch mein Distanzieren bei der Betreuung meiner Mutter entstanden wäre? Heute ist mir klar, dass die Lebenssituation meiner Mutter nicht schlechter geworden wäre, wenn ich mich mehr zurückgezogen hätte. Ihr Gesundheitszustand war wie er war und hatte im Prinzip nichts mit mir zu tun. Damals habe ich aber einfach immer weiter funktioniert, meine Art Doppelleben geführt und nicht gemerkt, wie viel Kraft und Lebensenergie mich das kostete und wie viele meiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse dabei auf der Strecke blieben.

Der Gesundheitszustand meiner Mutter wurde mit zunehmendem Alter schlechter, die Betreuung noch intensiver. 2007 hatte sie einen Unfall mit Hirnverletzung und musste nach der Reha in ein Alterszentrum umziehen. Zuerst dachte ich, dass dadurch meine Situation einfacher würde, doch das war eine Fehleinschätzung. In dieser Alterseinrichtung war man mit dem psychischen Krankheitsbild meiner Mutter oft überfordert und so mussten wir Familienangehörigen weiterhin einen Teil der Betreuung übernehmen. Mein Pech war, dass ich nur zwei Minuten Gehdistanz von diesem Alterszentrum weg wohne. Also wurde ich ständig angerufen und hin beordert, wenn es bei meiner Mutter Probleme gab. Für mich änderte sich eigentlich nichts und ich fühlte mich immer ausgelaugter und hatte das Gefühl, in meinem eigenen Leben auf der Stelle zu treten.

2010 starb meine Mutter, was eine grosse Erleichterung war. Für sie, weil sie keine Lebensqualität mehr hatte und für uns Angehörigen sowieso. Ich war überzeugt, mich endlich selbst verwirklichen zu können und zeitweise fühlte ich mich auch fit, leistungsfähig und frei. Doch dies war ein Trugschluss. Nach einer ersten Euphorie spürte ich, dass dieses ständige Gefühl von ausgelaugt sein, blieb. Mir wurde langsam klar, dass ich seit Jahrzehnten eine Art latentes unterdrücktes Burnout mit mir herum getragen hatte.

Der erste Zusammenbruch

Anfang 2011 hatte ich das Gefühl, fit und erholt zu sein. Doch dann kam eine kurze, sehr spezielle Liebesbeziehung zu einem Künstler die mir zwar zuerst viel gab, mich unterm Strich aber enorm gestresst und viel Kraft und Energie gekostet hat. Dadurch begann ich aber auch, bewusst an meiner Vergangenheitsbewältigung und an meiner Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten. Wer diese Arbeit an sich selber kennt, weiss, dass diese Prozesse wiederum viel Mut, Kraft und Energie kosten und trotz Fortschritten und einem guten Gefühl, unbewusst wiederum Stress verursachen.

Im Juni 2013 war es meinem Körper endgültig zuviel. Der lebenslange emotionale Stress forderte sein Tribut und ich wurde schleichend krank. Zuerst kam ein hartnäckiger Scheidenpilz, der sich aber durch basische Ernährung und Basenbäder wieder verabschiedete. Doch ein paar Monate später, konnte ich plötzlich auf beiden Augen nur noch verschleiert sehen, manchmal war ich auf dem einen oder dem anderen Auge fast blind. Ich bekam übelste Nackenschmerzen und akute rheumaartige Symptome von den Unterschenkeln über Knöchel und Fussgelenke, bis zu den Zehen. Mir ging es übelst, doch ich wollte mich ungern schulmedizinisch behandeln lassen, weil ich instinktiv wusste, dass dies das Übel nicht an der Wurzel packen würde.

Man kennt die Wahrheit, doch man will die Komfortzone nicht verlassen

An dieser Stelle muss ich noch einmal etwas weiter ausholen. Eine meiner engsten Freundinnen, hatte bereits viele Jahre vor mir einen körperlichen Tiefpunkt. Sie bekam die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Sie hatte den Mut, sich gegen eine schulmedizinische Behandlung zu entscheiden und hat stattdessen ihre Lebensweise von Grund auf geändert. Bereits ein Jahr nach der Diagnose war ihr Krebs verschwunden und die Heilung wurde auch von schulmedizinischer Seite bestätigt. Durch diese sehr gute Freundin, lernte ich im Laufe der Jahre die verschiedensten ganzheitlichen Lehren kennen. Das ging von Fussreflexzonenmassage, über die Lehre der chinesischen fünf Elemente, bis hin zu basischer Lebensweise mit veganer Ernährung, Basenbäder usw. Sogar vegane Rohkost und essbare Wildpflanzen lernte ich kennen.

Doch für mich selber wandte ich nur die Fussreflexzonenmassage und die Basenbäder an. Wahrscheinlich wusste ich bereits, dass meine vegetarische Ernährungsweise viel Verbesserungspotenzial hatte, doch ich redete mir tausend Dinge ein, wieso vegan, Rohkost und Wildpflanzen für mich nicht ideal seien. Im Grunde genommen hatte ich aber schlicht nicht den Mut und die Kraft meine Komfortzone zu verlassen. Das Leben hatte also gar keine andere Wahl. Es musste mir einen Zusammenbruch liefern, damit ich endlich begann, mich ernsthaft weiter zu entwickeln.

Diagnose: Unidentifizierbare Autoimmunerkrankung

Ich war also im Sommer 2013 plötzlich extrem sehbehindert und hatte wie oben beschrieben x andere schlimme Symptome. Unter diesen Umständen, war ich – oh Wunder – plötzlich bereit, die Komfortzone zu verlasse. Dank meiner Freundin, begann ich mich vegan zu ernähren, mit hohem Rohkostanteil inklusive Wildpflanzen. Relativ schnell besserten sich die entzündlichen Prozesse in den Beinen und Füssen, doch die Symptome an den Augen blieben, wurden eher noch schlimmer. Somit entschloss ich mich, den Augenarzt aufzusuchen. Dieser diagnostizierte mir eine schwere Uveitis (Regenbogenhautentzündung) auf beiden Augen. Eine sofortige Cortisonbehandlung (mit Tabletten, also innerlich) sei nicht zu umgehen. Natürlich kam dies für mich nicht in Frage. Ich erklärte mich nur bereit, Cortison-Augentropfen anzuwenden. Instinktiv spürte ich, dass ich und mein Körper zwar schwer angeschlagen, aber nicht am Ende waren.

Mir wurde aber erklärt, dass man eine Uveitis nicht einfach so bekommt, sondern dass sie meistens Symptom einer Autoimmunerkrankung, eines Gendefekts oder dergleichen sei und dass ich sofort ein Ganzkörper-CT, Blut- und Gentests machen müsse. Zudem war mein Augenarzt nur bereit, drei Tage mit den Augentropfen zu experimentieren. Würde sich der Zustand meiner Augen nicht in drei Tagen bessern «müsse» ich Cortison einnehmen. Nun, ich hätte sowieso nicht auf Cortisontabletten gewechselt, vorher hätte ich den Arzt gewechselt. Fakt war aber, dass sich die Uveitis bereits nach drei Tagen mit Cortisonaugentropfen besserte und mein Augenarzt bereit war, mit dieser Therapie fortzufahren. Mir wurde aber gesagt, dass ich auch mit Brille nie mehr 100 Prozent sehen würde und dass ich zukünftig anfällig für weitere Augenkrankheiten wie Makuladegeneration sein würde.

Nun, weder das CT, die Bluttests noch die Gentests brachten einen Befund. Nach einem Monat Augenbehandlung, konnte ich die verschiedenen Augentropfen ausschleichen und im Oktober konnte ich in die Nähe wieder 100 Prozent sehen – ohne Brille! Für die Weite, zum Autofahren etc. brauche ich zwar eine Brille, sehe aber damit ebenfalls wieder 100 Prozent. Ich wurde aus der ärztlichen Behandlung entlassen, alle Symptome waren verschwunden, mir wurde aber diagnostiziert, dass die Ursache des ganzen eine Autoimmunerkrankung sei, man wisse aber nicht, was für eine. Und ich müsse damit rechnen, dass ich weitere Schübe bekomme, wahrscheinlich in immer kürzeren Abständen und mit immer stärkeren Symptomen. Diese würden dann jeweils mit Cortison behandelt, etwas anderes gäbe es nicht…

Ein ruhiges Jahr – ich fühlte mich sicher

Einerseits machte ich mir sehr viele Gedanken über diese Diagnose. Andererseits hatte ich immer die Geschichte meiner Freundin vor Augen, die ihren Krebs geheilt hatte. Und natürlich befasste ich mich auch intensiv mit den Geschichten anderer, die ähnliche Diagnosen bekommen hatten und sich nur via ganzheitliche Lebensweise und vegane Ernährung mit hohem Rohkostanteil geheilt hatten.

Bis zum Frühling 2014 blieb ich gesund, keinerlei Symptome. Allerdings hat mein Körper durch die neue Ernährungsweise enorm entgiftet. Gestartet war ich mit 62 Kilo bei einer Grösse von 168 cm. Ich nahm rund 10 Kilo ab und meine Verdauung hatte so ihre Mühe mit dem Verwerten der ungewohnten hochwertigen Nahrung. Mir war noch nicht klar, dass mein Darm aus 20 Jahren sehr schlechter Ernährung und danach nochmals über 20 Jahren mittelmässiger vegetarischer Ernährung ziemlichen Schaden erlitten hatte. Tatsache ist: Wer sein halbes Leben das übliche stark verarbeitete «Abfallessen» zu sich nimmt, kann natürliche, unbehandelte Lebensmittel nicht mehr richtig verdauen und verstoffwechseln. Da ich mich aber mit weniger Gewicht sehr gut fühlte, fit war und keine Krankheitssymptome ausser einer etwas struben Verdauung hatte, war ich mit der Situation zufrieden.

Doch wie es bei uns Menschen so oft läuft: Je länger ich symptomfrei war, desto öfter erlaubte ich mir Sünden. Zwar keine tierischen Produkte, aber da mal eine Portion Pommes, dort mal eine Weizenteigpizza ohne Käse und immer mal wieder etwas Süsses mit Industriezucker. Nun, diese Sünden allein konnte mein Körper noch ausgleichen. Doch dann wurde bei meiner Patentante (damals 87jährig) – die so etwas wie eine zweite Mutter für mich ist – eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert. Und schwupps war ich wieder in meiner alten Verhaltensweise vom helfen, helfen und nochmals helfen drin, ohne an mich und meine Gesundheit zu denken. Die Grenze an erträglichem emotionalem Stress war schnell wieder überschritten.

Im Frühsommer 2014 brach ich ein zweites Mal zusammen, mit noch schlimmeren Symptomen als 2013. Glücklicherweise waren die Augen nicht betroffen, aber ich hatte schlimmste Rheumaattacken mit entzündeten, teils stark angeschwollenen Gliedmassen. Ich konnte mich teilweise kaum noch bewegen. Mein rechtes Bein hatte den Umfang eines Elefantenbeines und sowieso sah ich aus, als wäre ein Lastwagen über mich gefahren. Doch ich entschied mich, die Situation ohne medizinische Behandlung durchzustehen.

Lebenslang krank? – Nein, danke.

Ich weiss heute nicht mehr, wie ich die schlimmsten vier Wochen dieses Schubes durchgestanden habe. Nachts konnte ich kaum schlafen, weil ausser unbeweglich auf dem Rücken liegen, jede Lage schmerzte. Tagsüber war ich übermüdet, hatte noch grössere Schmerzen, konnte nur mit hochgelagerten Beinen Computerarbeit verrichten. Bewegung, einkaufen usw. war schwierig, Putzarbeiten oder dergleichen ganz unmöglich. An manchen Tagen habe ich nur stundenlang geweint. An einem dieser Tage kontaktierte ich einen Bekannten, der Homöopath mit eigener Praxis ist. Ich schilderte ihm meine Symptome und fragte, ob er glaube, dass eine Behandlung bei ihm helfen könnte. Er hat mir gesagt, wenn ich bereit sei, meine Gesundheit in die Hände eines Therapeuten zu geben, dann hätte ich gute Chancen. Und genau da, hat es bei mir «Klick» gemacht. Aus der Tiefe meines Herzens wurde mir klar, dass ich meine Gesundheit nie mehr aus meinen Händen geben wollte. Plötzlich spürte ich, dass alles was ich brauchte um wieder heil zu werden, bereits in mir war.

Von diesem Moment an war mir klar, dass ich mein Leben in allen Bereichen ändern musste und wollte. Ich stellte meine Ernährung neben vegan mit hohem Rohkost- und Superfoodanteil auch auf Cleaneating um. Cleaneating bedeutet, dass man wenn immer möglich nur Dinge isst, die weder den Menschen, den Tieren noch der Umwelt schaden. Also vegan, biologisch, möglichst unverarbeitet, weitestgehend weizen- und industriezuckerfrei und natürlich frei von Suchtmitteln wie Medikamente, Alkohol, Kaffee, Schwarztee. Ich begann mein Privat- und mein Arbeitsleben genau zu analysieren und möglichst alle Stressfaktoren – vor allem die emotionalen – zu eliminieren und mich noch intensiver mit Persönlichkeitsentwicklung zu befassen.

Die akuten Symptome verschwanden ab diesem Zeitpunkt täglich mehr und mehr. Doch in den darauf folgenden Wochen musste ich noch einen Scheidenpilz und eine Blasenentzündung (zum ersten Mal nach über 20 Jahren!) durchmachen. Dabei wurde mir bewusst, dass mein Darm wohl ziemlich kaputt war und mit grosser Sicherheit mit Candida albicans übersät. Die Symptome waren eindeutig. Neben der cleanen Ernährung begann ich daher auch noch Probiotika und MSM-Pulver (organischer Schwefel) zu nehmen. Natürlich blieb ich auch bei den regelmässigen Basenbädern und vermutlich habe ich noch ein paar andere Dinge gemacht, die mir gar nicht mehr präsent sind.

Im Herbst 2014 fühlte ich mich endlich wieder richtig gut. Zwar war ich immer noch leicht untergewichtig, hatte keine Muskeln mehr und null Kondition, aber ich sah gesund aus, fühlte mich auch so und hatte ausser ein paar Hautproblemchen keine Symptome mehr. Ich begann langsam aber stetig mit einem Bewegungsprogramm, blieb natürlich beim Cleaneating, also bei der Superfutter-Ernährung und habe meine berufliche Zukunft neu aufgegleist. Falls euch mein beruflicher Weg und meine Projekte interessieren, findet ihr auf meiner persönlichen Webseite www.bwuermli.ch alles Wissenswerte.

Selbstbestimmt bis zum Ende meines Lebens

Ich schreibe diesen Text im September 2015. Ich bin inzwischen gesund, fit und auf dem Weg, nur noch nach meinen Herzenswünschen zu leben. Krankheitssymptome hatte ich seit Herbst 2014 keine mehr. Ich konnte meine Muskeln wieder aufbauen, meine Kondition hat sich stark verbessert, auch wenn ich wohl nie eine Sportlerin werde. Schwimmen, Gymnastik, Yoga, lange Spaziergänge und Reiten sind die Bewegungsarten die ich gerne mag. Schweisstreibende wie Joggen, Krafttraining usw. können mich bisher nicht begeistern.

Dem Monster namens Krankheit begegne ich heute auf Augenhöhe.

Dem Monster namens Krankheit begegne ich heute auf Augenhöhe.

Ich bin aus tiefstem Herzen überzeugt, dass ich mit meiner jetzigen Lebensweise langfristig gesund, fit und glücklich sein werde. Und ich weiss, dass ich meine Gesundheit nie mehr in die Hände von Ärzten, Therapeuten oder irgendwelchen anderen Menschen legen werde. Meine Gesundheit und mein Leben gehören nur in meine zwei Hände. Natürlich werde ich mir Hilfe holen, wenn das einmal nötig sein sollte, aber ich werde immer mitreden und schlussendlich selber entscheiden, welche Form der Behandlung ich mache und welche nicht. Natürlich ist das ein Risiko und dieser Weg braucht Mut. Ich bin bereit ihn zu gehen und die Konsequenzen die sich daraus ergeben zu tragen. Ich bin Mitglied bei Exit, habe eine ausführliche Patientenverfügung und eine detaillierte Werteverfügung erstellt. Sofern dies dann geistig noch möglich ist, werde ich auch selber entscheiden, wie und wann ich den Weg über die Regenbogenbrücke gehe.

«Wer Neugeburt will, muss zum Sterben bereit sein.» – Hermann Hesse

3 Kommentare

  1. Stefanie Kempe

    Hey – magst du mir vielleicht mal schreiben? Ich sitze grad in einer sehr ähnlichen Situation fest und konnte es gar nicht glauben als ich nach langem suchen deinen Artikel gefunden habe

    Liebste Grüße
    Stefanie

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    1. Barbara Würmli (Beitrag Autor)

      Hi Stefanie
      Wenn du gerne etwas erzählen möchtest oder Fragen an mich hast, schreib du mir doch. Die Koordinaten findest du unter Kontakt.
      LG Barbara

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  2. Trudy Schoch

    Hallo Bärbel
    Gerade habe ich dein SMS bekommen, während ich den letzten Satz deiner Biographie gelesen habe.
    Ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen Weg gefunden hast.
    Das MSM-Pulver nehme ich nun schon seit letzten Oktober. Die Schmerzen im Rücken sind minim kleiner geworden, ich bin aber sonst gesund, bis jetzt ohne Grippe und Erkältung.
    So habe ich mich auch gegen eine Grippeschutzimpfung ausgesprochen, als mir dies meine Hausärztin empfahl. Ich habe ihr von diesem Wunderpulver berichtet und sie hat sich im Internet informiert (ebenso der Apotheker von der Weiss-Drogerie), beide fanden das sehr interessant, ja geradezu sensationell. Sie warten auf meinen Erfahrungsbericht, den ich ihnen zusicherte, sobald ich die erste Dose fertig habe, dies wird zirka in zwei Monaten der Fall sein.

    Herzliche Grüsse und nochmals von Herzen alles Liebe zum Geburtstag und weiterhin gute Gesundheit.
    Trudy

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