Nachdem ich 2015 bereits die Veggie World in München besucht habe, war nun die Veggie World in Zürich an der Reihe. Diese war als so genannte Parallelmesse in die Züspa integriert. Dieses Modell macht Sinn, weil es auch omnivore Menschen anlockt, die sonst nicht auf die Idee kämen, eine Vegan-Messe zu besuchen. Wenn sie jedoch mit dem Züspa-Ticket Zutritt haben, nehmen sie die Veggie World auch noch mit und probieren vielleicht ein paar vegane Produkte, die ihnen überraschend gut schmecken oder lesen Infomaterial, das sie normalerweise gar nie in die Finger bekämen. So gesehen ist das Konzept sicher ein Gewinn für die vegane Szene.
Schöne Anzahl Aussteller, aber kaum neues
Erfreulich fand ich die recht grosse Anzahl an Ausstellern. Allerdings hatten diese nur sehr wenige neue innovative Produkte im Angebot. Interessant fand ich vor allem die relativ neuen Feta-Alternativen von Soyana. Die Version mit Kräutern überzeugt mich geschmacklich sehr. Zwar ist die Konsistenz viel weicher als die von «normalem» Feta, aber das hat den Vorteil, dass das Produkt auch als Aufstrich verwendet werden kann. Schöne gleichmässige Würfel als Beigabe in Salaten zu bekommen, ist aber schwierig, denn der Soyana-Feta hat die Tendenz, sich im Salatdressing zu verflüssigen. Trotzdem ist das Produkt meines Erachtens sehr empfehlenswert.
Überzeugt haben mich auch die veganen Tortellini von D’Angelo. Zwar war mir die Marke schon ein Begriff, gegessen hatte ich sie aber noch nie. Geschmacklich fand ich sie wesentlich harmonischer als Konkurrenzprodukte wie zum Beispiel die von DM. Schade ist nur, dass es die D’Angelo-Produkte nicht glutenfrei gibt.
Ich hoffe, dass einige Veganer auch einen Rundgang durch die Züspa gemacht haben, denn dort gab es einige vegane Produkte zu degustieren, die an der Veggie-World nicht vertreten waren. Begeistert hat mich dort vor allem der vegane Biber mit Mandelfüllung der Firma Leibacher. Dieser ist wesentlich luftiger und irgendwie frischer im Geschmack als die nicht veganen Sorten, die mir von früher bekannt sind.
Fertigmahlzeiten erwünscht?
Erstaunt hat mich, dass diverse Neuigkeiten in Form von Fertigmahlzeiten präsentiert wurden. Sowohl bei LunchVegaz wie auch bei Morga und La Ribollita wurden Fertiggerichte angeboten, die man entweder nur mit Wasser übergiessen oder nur aufwärmen muss. Offenbar ist die Nachfrage nach diesen Fertigmahlzeiten gross, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich finde, dass gerade vegane Gerichte wie Hülsenfrüchte- und Gemüse-Eintöpfe, Chili sin Carne oder Quinoasalate sehr schnell und einfach selbst zubereitet werden können und in Tupperware oder Schraubgläsern auch gut zu transportieren sind. Wieso also die viel teureren Fertiggerichte den frischen Eigenkreationen vorziehen? Zudem sind bei allen drei genannten Anbietern die Portionen so klein, dass ich mindestens zwei davon essen müsste um satt zu werden. Geschmacklich fand ich aber alle drei Produktelinien erstaunlich gut und bei allen wird auf Konservierungsstoffe verzichtet, was ich sehr begrüsse.
Ansprechendes Rahmenprogramm
Gut gefallen hat mir am Samstag das Vortragsprogramm. Vor allem, weil nicht nur Schweizer auf der Bühne standen, sondern auch internationale Keyplayer. Ich habe mir Niko Rittenau – Thema «Ist Soja ungefährlich?» – und Björn Moschinski und seine Kochvorführung zu Umami angehört und angesehen und fand die beiden sehr gut. Niko Rittenau ist speziell für Menschen die Zweifel an der veganen Ernährung haben, sehr überzeugend. Denn alle seine Aussagen basieren auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Björn Moschinski fand ich in seiner Art sehr authentisch und sehr erfrischend. Seine Vorführung, wie man den Umami-Geschmack mit natürlichen Zutaten erzeugen kann, fand ich sehr spannend, weil dieses Thema sehr selten aufgegriffen wird und daher auch kein bisschen abgegriffen ist. Schade fand ich nur, dass die Referenten so wenig Redezeit bekamen. Niko Rittenau, der eigentlich ein sehr ausdrucksstarker Speaker ist, musste seinen Vortrag regelrecht ohne Punkt und Komma runterleiern, was sehr schade war. Die Veranstalter sollten sich überlegen, ob man nicht besser ein bis zwei Referenten pro Tag weniger engagieren sollte, denn Qualität ist bei Vorträgen, Vorführungen und Talkrunden definitiv wichtiger als Quantität.
Kritikpunkt Erscheinungsbild
Was ich an der Veggie World in Zürich sehr kritisch sehe, ist die schlechte Aufmachung. Die Veranstalter gaben der Halle keinen optisch schönen Rahmen und sind wohl auch nicht daran interessiert, die anderen Veranstaltungsorte der Veggie World zu bewerben, denn in der ganzen Halle waren keinerlei Plakate oder Infotafeln zu sehen. Zudem wird die ganze optische Gestaltung der Messe den Ausstellern überlassen, welche damit aber offensichtlich überfordert sind. Ich empfand weniger als zehn Stände optisch wirklich ansprechend. Ebenso waren die meisten werbetechnisch schlecht aufgemacht, ohne jeden Wiedererkennungswert. Ich verstehe nicht, wieso Aussteller für viel Geld Standflächen buchen und diese dann total phantasielos ausstatten und somit nicht optimal nutzen. Da wundert es einen nicht mehr, dass die vegane Szene immer noch in die selbstgestrickte, alternative Schublade geschoben wird. Dazu muss ich aber sagen, dass das nicht nur in Zürich so war. Die Veggie World 2015 in München kam genau so unattraktiv und phantasielos daher. Ich hoffe sehr, dass sich das in den kommenden Jahren ändert.
Swissveg ohne Vorbildfunktion
Unbegreiflich ist für mich, dass auch der Messeauftritt von Swissveg – nicht nur an der Veggie World, sondern an jeder Messe – so unscheinbar und lieblos gestaltet ist. Gerade der Auftritt einer Dachorganisation sollte meines Erachtens souverän und überzeugend sein, um neue Interessenten fürs Thema zu gewinnen. Der Swissveg-Stand müsste einladend wie ein Wohnzimmer sein und den Menschen, die die vegane Szene noch nicht kennen signalisieren, dass sie willkommen sind und dass sie zukünftig freundlich aufgenommen und gut betreut werden und sich rundherum wohl fühlen können. Der aktuelle Swissveg-Stand bietet aber weder gemütliche Sitzplätze für Gespräche, noch eine einnehmende Ausstellung mit grossen, optisch ansprechenden und gut verständlichen Informationstafeln. Der Stand wirkt auf mich immer chaotisch und unprofessionell. Vor allem das Glücksrad und die dazu gehörenden Schachteln mit den Preisen sollten vom restlichen Bereich getrennt und besser organisiert sein. Swissveg sollte für die Zukunft dringend ein gutes Konzept für einen modernen, professionellen, aber auch warmen und herzlichen Messeauftritt erarbeiten. Mir ist natürlich klar, dass dies mit Kosten verbunden ist. Ich denke aber, dass sich in den Reihen der Swissveg-Mitglieder und Swissveg-Sympathisanten sicher Menschen mit Phantasie und Marketingkenntnissen finden lassen, wie auch Schreiner oder Hobbyhandwerker die ein neues Konzept kostengünstig – vielleicht mit Recyclingmaterial – umsetzen könnten. Ich wäre jedenfalls bereit, die Swissveg mit Ideen und Vorschlägen für die Umsetzung zu unterstützen, falls dies erwünscht ist.