Antioxidantien top – Biozoom-Messungen ein Flop

Ich gehe mit Attila Hildmann absolut einher, dass eine früchte- und gemüsebasierte vegane Ernährung mit vielen Antioxidantien das Beste für uns Menschen ist. Daher gefallen mir auch die Vegan for Fit- und die Vegan for Youth-Challenges und die dazu gehörenden Bücher sehr gut. Selber ernähre ich mich 99 Prozent vegan (ich esse Bienenprodukte und mache in Restaurants kein Theater, wenn aus Versehen mal ein bisschen Butter an meinen Kartoffeln landet) mit hohem Rohkost- und Superfoodanteil. Meine täglichen Mahlzeiten lehne ich an Rawtill4 (dazu gibt es demnächst einmal einen Beitrag) an. Mehr zu meiner aktuellen Ernährungsform könnt ihr im verlinkten Artikel nachlesen.

Allerdings hatte ich von Anfang an Zweifel, ob die viel zitierten Biozoommessungen in den deutschen Reformhäusern wirklich aussagekräftig sind. Da ich in der Schweiz lebe und daher nur ab und zu während Aufenthalten in Deutschland Zugang zu den Messungen habe, waren sie für mich lange nie ein Thema. Kürzlich bin ich aber in einem Reformhaus in Konstanz auf so ein Gerät gestossen und habe es natürlich ausprobiert.

Von 10 auf 6 in 10 Minuten

Ich habe also meinen Daumenballen im Reformhaus auf den Biozoom-Scanner gelegt und – eine glatte 10! Zuerst grosse Freude. Aber dann Stirnrunzeln. Wie kann das sein? Ich war zu dem Zeitpunkt gar nicht optimal versorgt. Mein Körper zeigte ein paar Symptome von leichtem Zinkmangel, wie es bei mir gegen Ende des Winters oft der Fall ist. Bis vor kurzem war auch mein Stresslevel ziemlich hoch und zu wenig Schlaf bekomme ich in letzter Zeit auch.

Also habe ich nochmals getestet – rund vier Minuten nach der ersten Messung. Uuups – eine 7. Wie das? Von 10 auf 7 in vier Minuten? Also nochmals messen: eine 6. Ähm, irgend etwas stimmt da nicht. Vierter Versuch: eine 8.

Innerhalb von rund 10 Minuten, hat mir das Messgerät also vier verschiedene Ergebnisse mitgeteilt: 10 – 7 – 6 – 8. Ich bin da schlicht und ergreifend zum Schluss gekommen, dass diese Geräte in den Reformhäusern entweder nichts taugen oder zumindest nicht aussagekräftig sind. Diese kleine Geschichte habe ich dann so auch Biozoom mitgeteilt und um eine Erklärung gebeten.

Ich werde weiterhin Antioxidantien über die Superfutter-Ernährung tanken...

Ich werde weiterhin Antioxidantien über die Superfutter-Ernährung tanken…

Biozoom reagiert schnell – dafür ein Kompliment

Biozoom hat sehr schnell geantwortet, was ich sehr positiv bewerte. Offenbar ist den Menschen hinter dem Projekt wichtig, auch mit den Nutzern zu kommunizieren und transparent zu informieren. Ich kopiere euch hier die ganze lange Antwort von Biozoom, Dr. Wolfgang Köcher, rein:

Liebe Frau Würmli,
Sie haben Recht, die Ergebnisse sind auch für mich nicht nachvollziehbar. Derartig hohe Abweichungen sind bisher noch nicht gemeldet worden. Da mit unseren Geräten inzwischen mehr als 1 Mio. Messungen durchgeführt wurden, überrascht mich das Ergebnis wirklich. Ich bin Ihnen deshalb dankbar, dass Sie uns über ihre Erfahrungen so detailliert berichten, denn nur so können wir der Sache auf die Spur kommen. Hier nun erste Erklärungsversuche aus der Ferne:

Umfangreiche Tests mit unseren Geräten zeigen, dass die Standardabweichung, also die bei wiederholter Messung auftretende Differenz, bei 0,25 liegt. Das ist für eine spektroskopische Messung wirklich sehr gut (Geräte mit einer Standardabweichung von Null sind ohnehin technisch nicht möglich). Zu einer Abweichung von 1 Klasse kann es aufgrund der Rundung von Ergebnissen kommen. Wenn Ihr Messwert beispielsweise bei 7,5 liegt, dann führt die kaufmännische Rundung dazu, dass auf dem Gerät der Wert 8 angezeigt wird. Wenn sie bei der nächsten Messung eine 7,4 haben, wird zu 7 abgerundet. Ein Unterschied von lediglich 0,1 kann also dazu führen, dass der Messunterschied sich für den Kunden als Sprung einer ganzen Klasse darstellt.

Entscheidend für ein stabiles Messergebnis ist, dass der Daumenballens immer korrekt aufgelegt wird. Das heißt, die Sensorfläche muss komplett mit Haut bedeckt sein und es darf keine kleinen Zwischenräume zwischen Hand und Sensor geben. Das klingt ganz leicht, ist es aber manchmal nicht. Wenn die Messung etwas versetzt in Richtung Handmitte durchgeführt wird, kann es aufgrund der anatomischen Wölbung des Daumenballens zu einem teilweise «hohlen Aufliegen» der Haut auf dem Sensor kommen. Wird andererseits zu sehr am Rand des Daumenballens gemessen, kann Fremdlicht (Tageslicht oder künstliche Beleuchtung) den Sensor erreichen und das Messergebnis korrumpieren. Das Thema Fremdlicht ist generell von grosser Bedeutung. Es beeinflusst die Messung nicht nur dann, wenn es direkt auf den Sensor fällt, weil er nicht vollständig mit Haut bedeckt ist. Es kann auch zu einer Beeinflussung kommen, wenn Fremdlicht hoher Intensität  auf die Hand fällt, im Gewebe wandert und an einer Stelle austritt, die vom Sensor abgedeckt wird. Wir raten deshalb den Reformhäusern die Geräte nicht in der Nähe des Schaufensters oder unter einem Deckenstrahler aufzustellen.

Wichtig ist auch, dass Sie nur an einer Hautstelle messen, an der es keine Hautirritationen (z.B. Leberflecke, Rötungen), Verletzungen oder Verschmutzungen gibt. Auch das Eincremen der Hände kann zu einer Veränderung des Messergebnisses führen. Insbesondere wenn die Creme Antioxidantien enthält. Unser Sensor kann diese nicht von denen unterscheiden, die sie über die Nahrung aufgenommen haben. Eine weitere Einflussgrösse, die es zu beachten gilt, ist der Anpressdruck mit dem Sie den Daumenballen auf den Sensor legen. Wir haben die Analytik so entwickelt, dass sie in einer weiten Bandbreite unempfindlich gegenüber Druckvariationen ist. Wenn Sie allerdings die Hand zu vorsichtig auf den Sensor legen, so als wollten Sie ihn «streicheln», oder im Gegenteil extrem fest auflegen, indem Sie einen grossen Teil  ihres Körpergewicht auf die Hand verlagern (sie drücken dabei das Hämoglobin aus dem Gewebe), dann können Sie damit das Messergebnis beeinflussen. Da der Sensor für normale Nutzungsbedingungen ausgelegt ist, sollten Sie keine Messung machen, wenn Ihre Hände aufgrund der Witterungsbedingungen eisig kalt sind oder die Haut geschwitzt hat (Feuchtigkeit verändert die optischen Bedingungen beim Eintritt des Lichts in das Gewebe).

Bei einer Messung sollen Sie auch überprüfen, ob der Sensor verschmutzt ist. Eigentlich sollte das Reformhaus den Sensor in regelmässigen Abständen entsprechend der Bedienungsanleitung mit Octenisept desinfizieren und reinigen, so dass sich keine Rückstände auf dem Sensor ansammeln. Natürlich kommt es manchmal vor, dass das vergessen wird.

Ich weiss natürlich nicht, ob eine der aufgezählten Ursachen auf Ihren Fall zutrifft. Ich fände es deshalb spannend, wenn Sie die Messungen unter Beachtung aller Ratschläge nochmals wiederholen würden und mir über das Ergebnis berichten. Ich möchte den Ursachen wirklich auf den Grund gehen und Ihnen natürlich auch helfen ein valides Ergebnis zu erzielen. Dieser Test würde mir auch helfen zu beurteilen, ob eventuell  der Sensor einen spezifischen Defekt hat.

...und gerade im Winterhalbjahr mit Superfoods in Pulverform ergänzen. Aber die Biozoom-Messungen sind für mich kein Thema mehr. Mein Körper ist das beste Messgerät.

…und gerade im Winterhalbjahr mit Superfoods in Pulverform ergänzen. Aber die Biozoom-Messungen sind für mich kein Thema mehr. Mein Körper ist das beste Messgerät.

Ohne professionelle Hilfe nicht aussagekräftig durchführbar

Anhand dieser sehr ausführlichen Antwort von Biozoom bin ich zu folgendem Schluss gekommen, welchen ich Herrn Dr. Wolfgang Köcher auch mitgeteilt habe:

Für mich stellt sich die Frage, ob diese Messgeräte in den Reformhäusern unter den gegebenen Umständen Sinn machen. Wenn sich ein stabiles und aussagekräftiges Resultat nur ergibt, wenn der Sensor sauber ist, die Hände die richtige Temperatur haben und nicht frisch eingecremt sind, der Daumenballen in der richtigen Position und mit dem genau richtigen Druck aufliegt, kein Licht eindringen kann etc., dann interpretiere ich das so, dass die Messergebnis bei einer Selbstmessung ohne Instruktion höchstselten dem effektiven Stand der Dinge entsprechen. Denn in den Reformhäusern – zumindest in dem ich war – macht man die Messung selbständig und bekommt diese ganzen – offenbar nötigen – Infos nicht. Ich wusste nicht, dass die Hände nicht zu kalt sein sollen, nicht eingecremt usw. Man hat auch nicht die Möglichkeit den Sensor zu reinigen oder das Gerät zu verschieben, wenn es z.B. unter einer Lampe steht.

Von daher komme ich zum Schluss, dass diese Messungen nur dann Sinn machen wenn man das kleine professionelle Gerät nutzen kann, welches in der Attila Hildmann-Challenge zum Einsatz kam und von Fachleuten detailliert instruiert wird und auch genau weiss, wie das Gerät – vor allem der Sensor – gepflegt werden muss.

Meines Erachtens wäre es in diesem Fall kundenfreundlicher, wenn die Messungen in den Reformhäusern nur an bestimmten Daten, z.B. zweimal im Monat abgeboten werden, dann aber betreut durch in Biozoommessungen geschultes Personal. So dass, die Messungen wirklich aussagekräftig sind, den Kunden ein wahrheitsgetreues Resultat liefern und diese darauf aufbauen bzw. ihren Lebensstil entsprechend anpassen können. Mich würde interessieren, wie ihr liebe Leser darüber denkt. Schreibt es mir gerne in die Kommentare.

Die abschliessende Antwort von Dr. Köcher

Liebe Frau Würmli,
die Mitarbeiter in den Reformhäusern erklären den Kunden normaler Weise die Messung und zeigen ihnen dabei auch wie sie durchzuführen ist. Grosse Handhabungsprobleme entstehen deshalb nicht. Die mehr als 1 Mio. Messungen, die inzwischen erfolgreich durchgeführt wurden zeigen,  dass das im Grossen und Ganzen auch funktioniert.
Für mich stellt sich an dieser Stelle aber die Frage, wie man einschätzen kann, ob diese 1 Mio. Messungen von den Geräten wirklich richtig analysiert wurden. Denn die 1 Mio. Kunden wurde ja danach nicht noch anderwertig untersucht und getestet… Aber weiter mit der Antwort von Dr. Köcher:

Viele Kunden kommen regelmässig in die Läden, um ihre Messwerte zu kontrollieren. Da die Messung im Prinzip selbsterklärend ist, ist dann eine Assistenz durch die Reformhausmitarbeiter nur in wenigen Fällen notwendig. Schwankungen, wie die von Ihnen beschriebenen, sind dabei bislang nicht aufgetreten. Im Gegenteil, Personen, die sich regelmässig messen steigern ihre Werte meist nach und nach. Das  heisst, der Präventionsgedanke, der hinter dieser ganzen Aktion steht, ist in der Praxis tatsächlich angekommen. Damit hat die Aktion in den Reformhäusern einen wichtigen Beitrag zur Volksgesundheit geleistet. Ich glaube deshalb, dass die Aktion, so  wie sie bisher läuft ihre Berechtigung hat und in dieser Form auch beibehalten werden sollte. Ich kann also Ihrer Meinung nicht zustimmen, das Messungen in den Reformhäusern nur zu bestimmten Zeiten durchgeführt werden sollten.

Mit meinen Erläuterungen möglicher Fehlerquellen habe ich Sie aber offensichtlich mehr verunsichert, als zur Klärung der Ursachen beigetragen. Leider bleibt mir aus der Ferne keine andere Möglichkeit, denn Ihre Messunterschiede können entweder die Folge von Handhabungsproblemen sein oder daraus resultieren, dass das Messgerät vor Ort defekt ist. Mit meiner Beschreibung der Fehlerquellen habe ich versucht Hinweise für die Zuordnung zu diesen beiden Kategorien zu finden, um Ihnen in Zukunft eine fehlerfreies Messergebnis zu ermöglichen.

Ich möchte Ihnen abschliessend aber nochmals danken, dass Sie sich die Mühe gemacht haben uns Ihre Probleme zu schildern. Es hilft uns auf jeden Fall auch im Hinblick auf die weitere Schulung der Reformhausmitarbeiter.

Auch ich befürworte die Aktion weiterhin

Natürlich gebe ich Biozoom und Dr. Köcher recht, dass die Aktion ihre Berechtigung hat und bestimmt viele Menschen zu einer gesünderen Ernährung und mehr Sorge um ihren Körper motiviert. Ich habe aber meine Zweifel, ob die Reformhäuser wirklich darum besorgt sind, die Geräte an den genau richtigen Stellen im Laden zu plazieren, sie gewissenhaft zu warten und den Sensor regelmässig zu reinigen und die Kunden professionell zu instruieren und zu beraten. Von daher rate ich euch, ernährt auch so gesund wie möglich, tankt Antioxidantien ohne Ende, aber vertraut nicht blindlings diesen Biozoom-Messungen, sondern hört auf die Signale eures Körpers. Diese sind auf jeden Fall aussagekräftiger als jede Messung die von einem technischen Gerät gemacht wird.

4 Kommentare

  1. Lilo Gegic

    Heute habe ich in Berlin einen solchen biozoom Test gemacht: Meine Ergebnisse waren (nach Aussage der Tester) extrem schlecht. Das wurde mir von den biozoom-Mitarbeitern so mitgeteilt, aber nicht erklärt.

    Für die „schlechten Herzwerte“ wurde dann eine Info eingeblendet:
    Hören Sie auf zu rauchen! (ich rauche nicht!), senken Sie Ihren Blutdruck! (mein Wert ist 120/80), trinken Sie weniger Alkohol! (ich trinke kaum welchen).
    Ähnliche Hinweise bekam ich in Punkto Fitness. Ein Text schlug mir mehr Bewegung vor. Meinen Einwand, dass ich mich wirklich viel bewege und durchaus sportlich aktiv bin, wollten die Tester kaum glauben, weil die Werte ja so schlecht waren … Um so schlimmer seien diese schlecht Werte.
    Am schlechtesten war der Stand der Antioxidantien, aber da wurden schon gesunde Nahrungsmittel eingeblendet, während der Test noch berechnet wurde …
    Was habe ich nun von diesem Test ausser einer gewissen Verunsicherung?
    Immerhin meinte das Testergebnis ich könnte 62 Jahre alt sein. Tatsächlich bin ich 65.

    Antworten
    1. Barbara Würmli (Beitrag Autor)

      Liebe Lilo, du hast dich in dem Fall schon mit der neuen Generation von Geräten testen lassen. Diese kenne ich noch nicht. Aber offenbar, sind diese auch nicht wirklich besser als die alten… Mir hat das Ganze gezeigt, dass die Technik den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen kann. Sich selber in Sachen Gesundheit und Ernährung weiterbilden und gut auf den eigenen Körper hören, bringt definitiv mehr.

      Antworten
  2. Claudio Grondi

    In meinem Reformhaus (Aachen) hat man das Gerät angeblich austauschen wollen – es ist aber schon seit Monaten nicht ersetzt worden. Mag sein, dass man Problemen aus dem Weg gehen will, wie sie die oben beschriebene Meinungsäußerung darstellt.
    Meine eigene Erfahrung mit dem Gerät ist, dass die Schwankungen in den Ergebnissen sich im Rahmen (+- 1) halten und eine sorgfältig durchgeführte Messung durchaus gut wiederholbare Ergebnisse liefert. Als Orientierungshilfe beim Beurteilen von Ergebnissen bestimmter Umstellungen im Lebensstil/Ernährung ist solch eine Messung aus meiner Sicht durchaus sinnvoll, mit Betonung auf ***als Orientierungshilfe*** und nicht als Grund zu Panik bei schlechten Werten oder Grund zur Zufriedenheit bei guten.

    Antworten
    1. Barbara Würmli (Beitrag Autor)

      Lieber Claudio
      Mein Artikel ist ja schon ein bisschen älter. Gerade vor ein paar Tagen habe ich vom Hersteller der Biozoom-Geräte die Info bekommen, dass diese weiter entwickelt und verbessert wurden. Und dass in den Geschäften die Geräte eins ums andere ausgetauscht werden sollen. Wie schnell das geht und ob die Messungen dann genauer sind, weiss ich natürlich nicht. Im Reformhaus, wo ich jeweils messe, steht zur Zeit kein Gerät. Ob es ausgetauscht wird oder ob sie keines mehr wollen, weiss ich nicht. Allerdings vermute ich, dass das Gerät dort nicht optimal platziert war und auch nicht optimal gepflegt und gewartet wurde. Denn offenbar waren zumindest die alten Geräte ja sehr sensibel. Mal sehen, wie es mit Biozoom weiter geht…

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Lilo Gegic Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert